Warnschüsse, Trefferfolgen und zukünftige Einschläge

Erdnahe Vorbeiflüge – über dem Boden explodierte Geschosse – Stand der Asteroiden- und Kometenforschung – Kollisionswahrscheinlichkeiten – mediale Echos – Zeugen vergangener Impaktkatastrophen – Expertenappell

Als am 1. September 2020 der bis zu 49 Meter messende Asteroid 2011 ES4 etwa 122.880 Kilometer entfernt bzw. mit einem Drittel der Monddistanz die Erde streifte, bemerkte Manfred Gaida vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt: „Dennoch, der nächste Impakt kann jederzeit geschehen.“ Die folgende Auflistung stellt 35 erdnahe Passagen von Asteroiden und Kometen zwischen 1989 und 2018 kurz vor.
☼ Der ungefähr 300 Meter durchmessende Asteroid 4581 Asclepius flog am 22. März 1989 circa 640.000 Kilometer entfernt vorbei, was dem 1,7-fachen Mondabstand entspricht. Mit einer Geschwindigkeit von 70.000 Stundenkilometern und der zeitlichen Differenz von sechs Stunden kreuzte er die Erdbahn. Entdeckt wurde er neun Tage danach. Bei einem Treffer hätte er die Zerstörungskraft von etwa 600 Megatonnen TNT freigesetzt. Ein Vergleich: Die über Hiroshima gezündete Atombombe hatte die Sprengkraft von circa 13 Kilotonnen TNT. Bei der Explosion einer 10-Megatonnen-Atombombe entsteht ein Feuerball mit einem Durchmesser von etwa fünf Kilometern. Die Auswirkungen eines Treffers würden das Ausmaß der Zerstörung Hiroshimas um ein Vielfaches übertreffen.
In den antiken Mythen der Griechen und Römer wird Asclepius als der Gott der Heilkunst porträtiert. Zeus schleuderte ihn mit einem Blitz in die Unterwelt, da er sich für Wunderheilungen an Toten interessierte. In Anbetracht des Streifschusses des gleichnamigen Eindringlings sollte die Impaktgefährdung der Erde nicht länger ignoriert, bagatellisiert oder verdrängt werden. Der Astronom Clark Chapman vom Southwest Research Institute in Boulder bemerkte nach dem Vorbeiflug: „Eines Tages wird uns einer dieser Brocken treffen.“
☼ Etwa alle vier Jahre nähert sich der nach einem gallischen Stammesgott benannte, ungefähr 1,9 x 2,4 x 4,6 Kilometer große Asteroid 4179 Toutatis der Erde. Bei einem Einschlag würde er jegliche Zivilisation auslöschen, kommentierte die Nachrichtenagentur Interfax die Passage von 1996 unter Berufung auf den Astronomen Viktor Sokolow von der Russischen Akademie der Wissenschaften. 2004 raste Toutatis mit etwa 4-fachem Mondabstand vorbei. 2008 erinnerte der Berliner Astrophysiker Gerhard Neukum daran, dass Toutatis das Potential zum Einschlag hat, auch wenn das Eintreffen des Ereignisses noch Jahrmillionen dauern kann.
☼ Am 19. Mai 1996 flog der etwa 200 Meter große Felsbrocken 1996 JA1 circa 450.000 Kilometer entfernt vorbei. Erstmals registriert wurde der mit 90.000 Stundenkilometern rasende Asteroid vier Tage vorher. Hätte er sich um wenige Stunden verspätet, wäre er eingeschlagen. Der renommierte US-Astronom Eugene Shoemaker veranschaulichte die Folgen eines Crashs: „Das ist so, als ob Sie alle amerikanischen und russischen Atomraketen auf einen Haufen packen und zünden.“
☼ Im Mai 2001 passierte der maximal 1,5 Kilometer große Asteroid 1999 KW4 mit einem bis zu 658 Meter großen Mond in einem Abstand von fünf Millionen Kilometern. Für die Eigenrotation benötigt er etwa drei Stunden. Sollte die Geschwindigkeit durch die Erwärmung der Sonne im Laufe der Zeit geringfügig zunehmen, könnte der Gesteinsbrocken auseinanderbrechen und zu einer Gefahr für die Erde werden, berichteten Forscher um Steven Ostro von der Nasa und Daniel Scheeres von der University of Michigan. Hermann Böhnhardt vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung bestätigte, dass bei einem Auseinanderbrechen die Kollisionswahrscheinlichkeit steigen würde. Nun könnten Bruchstücke ihre Umlaufbahn verlassen. Der Doppel-Asteroid wird daher genauer unter die Lupe genommen.
☼ Im Jahr 2002 kam es zu vier bemerkenswerten Annäherungen. Am 7. Januar verfehlte der 300 Meter große Steinasteroid 2001 YB5 die Erde mit knapp doppeltem Mondabstand. Entdeckt wurde der die Erdbahn kreuzende Brocken wenige Tage vorher. Bei einem Impakt entspräche die freigesetzte Energie der Zerstörungskraft von mehreren hundert Atombomben. Würde ein Kernkraftwerk oder eine große Chemieanlage getroffen, wäre die Gefahr immens größer. Bei einem Einschlag im Meer entstünden verheerende Flutwellen, bemerkte Christian Gritzner von der Technischen Universität Dresden. Der Asteroid 2002 EM7 raste am 8. März 460.000 Kilometer entfernt vorbei. Der schätzungsweise 50 bis 100 Meter große Brocken näherte sich aus Richtung der Sonne und wurde erst nach dem Vorbeiflug bemerkt. Mit einem Drittel der Monddistanz überraschte am 14. Juni der 50 bis 120 Meter große Asteroid 2002 MN. Wäre er sieben Stunden vorher eingetroffen, hätte er die Erde getroffen. Gesichtet wurde er nach dem Vorbeiflug. Der 400 bis 800 Meter große Asteroid 2002 NY40 passierte am 18. August mit 1,3-fachem Mondabstand. Zukünftig wird er sich aus verschiedenen Richtungen nähern.
☼ Wie bei einem „Katz-und-Maus-Spiel“ kam im Januar 2003 der circa 60 Meter große Felsbrocken 2002 AA29 bis zu sechs Millionen Kilometer der Erde nahe. Mit der Periode von 95 Jahren bewegt er sich annäherungsweise auf der gleichen Umlaufbahn. Dies werde sich wohl noch Jahrhunderte wiederholen, bemerkte sein Entdecker Paul Chodas von der Nasa.
☼ Am 18. März 2004 passierte das Objekt 2004 FH mit einem Abstand von 43.000 Kilometern über dem südlichen Atlantik. Demnach befand es sich ungefähr 7.000 Kilometer über der Umlaufbahn geostationärer Satelliten. Dem Münsteraner Planetologen Addi Bischoff zufolge wäre bei einem Treffer ein etwa 300 Meter großer Krater entstanden. Laut Walter Flury vom Esa-Kontrollzentrum Esoc würde der circa 30 Meter große Brocken beim Aufprall die Sprengkraft mehrerer Hiroshima-Bomben entfalten. Entdeckt wurde er nach dem Vorbeiflug.
☼ Mit 1,1-fachem Mondabstand überflog am 3. Juli 2006 der Asteroid 2004 XP14 die amerikanische Westküste. Das bis zu 800 Meter große Objekt zählt zu den vom Minor Planet Center aufgelisteten potenziell gefährlichen Objekten.
☼ 537.500 Kilometer näherte sich der 250 Meter durchmessende Asteroid 2007 TU24 am 29. Januar 2008. Experimentellen Crashtests am Ernst-Mach-Institut in Freiburg zufolge würde der Brocken bei einem Impakt einen zwölf Kilometer durchmessenden und vier Kilometer tiefen Krater erzeugen.
☼ Der Doppel-Asteroid 2008 BT18 passierte am 14. Juli 2008 mit knapp 6-facher Monddistanz. Die beiden Brocken könnten 600 und circa 200 Meter groß sein. Die Nasa schätzt, dass jeder sechste sich nähernde Asteroid einen Begleiter hat. Vor 458 Millionen Jahren könnte ein Doppel-Asteroid den etwa 7,5 Kilometer großen Lockne-Krater und sechs Kilometer entfernt den Malingen-Krater mit einem Durchmesser von 700 Metern bei der schwedischen Stadt Östersund gebildet haben.
☼ Einen Abstand von 70.000 Kilometern hatte am 2. März 2009 der 21 mal 47 Meter große Brocken 2009 DD45. Drei Tage zuvor wurde er entdeckt. Das Objekt entstand vermutlich bei einer Kollision im Asteroidengürtel. Ist es ein poröser Asteroid, würde es beim Eintritt in die Atmosphäre verglühen. Besteht es aus Metall, könnte es den Erdboden erreichen. Handelt es sich um einen steinreichen Asteroiden, würde es wahrscheinlich über der Erde explodieren. Die Druckwelle würde Schäden verursachen, die mit denen der Umweltkatastrophe vom 30. Juni 1908 in Sibirien vergleichbar sind.
Damals erhellte frühmorgens ein greller Lichtblitz den Himmel über der Region des Flusses Steinige Tunguska. Eine heftige Schockwelle knickte 60 bis 80 Millionen Bäume in der Taiga wie Streichhölzer um. Ein Gebiet mit knapp der Fläche des Saarlandes wurde verwüstet. Bis 60 Kilometer entfernt zersprangen Fensterscheiben, fielen Teller zu Boden und wurden große Tiere umgeworfen oder durch die Luft geschleudert. Ein etwa 50 Kilometer entfernter Mann, der sich draußen aufhielt, flog ungefähr zehn Meter durch die Luft. Seine Kleidung brannte und sein Bewusstsein erlosch. In Sibirien fiel ein schwarzer Regen. In Teilen Asiens und Europas ging die Sonne tief rosa unter. Wäre der Impaktor fünf Stunden später eingetroffen, hätte er die Zerstörungskraft von 1.000 Hiroshima-Bomben bzw. einer massiven Wasserstoffbombe über der damaligen Hauptstadt der Sowjetunion freigesetzt. Leningrad, das heutige St. Petersburg, hätte in Schutt und Asche gelegen. Diskutiert wird noch, ob ein Komet mit hohem Eisanteil eindrang, ein etwa 30 bis 80 Meter großer Steinasteroid explodierte oder ein ungefähr 200 Meter messender Eisenasteroid in über zehn Kilometer Höhe durch starke Luftkompression aus der Atmosphäre geschleudert wurde und auf eine sonnennahe Umlaufbahn gelangte.
☼ Der 400 Meter große Steinasteroid 2005 YU55 schrammte am 8. November 2011 mit einem Abstand von 324.000 Kilometern. Bei einer Kollision hätte er die Zerstörungskraft Tausender Hiroshima-Bomben freigesetzt.
☼ 2013 wurden drei Vorbeiflüge medial beachtet. Bis auf 27.800 Kilometer näherte sich der 40 bis 50 Meter große Asteroid 2012 DA14 am 15. Februar. Der Mond ist 14 Mal weiter entfernt. Mit 2,5-fachem Mondabstand passierte am 9. März der circa 100 Meter große Brocken 2013 ET. Mit Begleiter zeigte sich der drei Kilometer durchmessende Asteroid 1998 QE2 am 31. Mai in 15-facher Mondentfernung.
☼ Drei Annäherungen fanden auch 2014 Beachtung. Am 18. Februar passierte der bis zu 270 Meter große Steinasteroid 2000 EM26. Nur zwei Tage danach wurde der 44 bis 98 Meter große Asteroid 2014 BR57 mit 4,4-facher Monddistanz registriert. Am 9. Juni flog das etwa 370 Meter große Objekt 2014 HQ124 mit 3-fachem Mondabstand vorbei.
☼ 2015 kam es zu vier erwähnenswerten Streifschüssen. „Der Einschlag eines solchen Asteroiden könnte ein Land wie Deutschland komplett zerstören“, kommentierte Alan Harris vom Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt die Annäherung des etwa 330 Meter großen Asteroiden 2004 BL86 am 26. Januar. Mit einem 70 Meter großen Mond näherte er sich mit 3-fachem Mondabstand. Mit 8-facher Monddistanz passierte am 16. Juni der ein Kilometer große Asteroid (1566) Icarus. Das Objekt 2015 TB145 mit bis zu 620 Metern Durchmesser raste am 31. Oktober in 1,3-facher Entfernung zum Mond vorbei. Der an einen Totenschädel erinnernde „Halloween-Asteroid“ war zunächst ein Komet, der bei den Sonnenumrundungen das Eis komplett verloren haben könnte. Am 20. November wurde der Vorbeiflug des 200 bis 300 Meter großen Asteroiden 2005 UL5 mit 6-facher Monddistanz beobachtet. Entdeckt wurde er knapp zwei Wochen zuvor.
☼ 2016 überraschten zunächst zwei Kometen direkt nacheinander. Am 21. März passierte der 230 Meter große 252P/LINEAR mit 13,5-facher Monddistanz. Einen Tag danach näherte sich der ein Kilometer durchmessende P/2016 BA14 in 9-facher Mondentfernung. In der Nacht zum 28. August hatte der etwa 55 Meter große Asteroid 2016 QA2 einen Abstand von circa 84.000 Kilometern.
☼  Elf Tage nach der Entdeckung flog der 200 Meter große Asteroid 2017 BQ6 am 6. Februar 2017 mit 6,5-facher Monddistanz vorbei. Der 650-Meter-Asteroid 2014 JO25 passierte am 19. April in 4,6-facher Mondentfernung. Am 1. September näherte sich der ungefähr 4,5 Kilometer große Asteroid (3122) Florence mit 18-fachem Mondabstand. Zwei je 100 bis 300 Meter große Monde begleiteten ihn. 42.000 Kilometer betrug der Abstand des 15 bis 30 Meter großen Geschosses 2012 TC4, das am 12. Oktober passierte. Auf Kollisionskurs wäre es vermutlich in der Luft explodiert. Bruchstücke hätten den Boden erreicht. In einem bewohnten Gebiet hätte die Druckwelle Scheiben zerstört und Menschen verletzt.
☼  Der gleichgroße Asteroid 2018 CC näherte sich der Erde am 6. Februar 2018 mit halbem Mondabstand. Drei Tage danach kam der kurz zuvor entdeckte Brocken 2018 CB etwa 64.000 Kilometer nahe. Wäre er über einer Großstadt explodiert, hätte das bis zu 40 Meter große Objekt Tausende Gebäude beschädigt und Hunderte Menschen verletzt. Einen Tag nach der Entdeckung passierte der circa 48 bis 110 Meter große Asteroid 2018 GE3 am 15. April in einer Entfernung von 193.000 Kilometern. Bei einem Treffer wären regionale Schäden entstanden. Einen Monat später wurde der 50 bis 120 Meter große Asteroid 2010 WC9 etwa 200.000 Kilometer entfernt gesichtet. In der Nacht zum 9. September näherte sich der circa 31 bis 72 Meter große Asteroid 2018 RC bis auf zwei Drittel der Monddistanz. Er umrundet die Sonne zum Teil innerhalb der Erdbahn und zählt zu den potenziell gefährlichen Objekten.

Bei den vorgestellten Vorbeiflügen handelt es sich aus astronomischer Sicht um Streifschüsse. Sie verweisen auf ein Zerstörungspotenzial, das in Filmen wie Armageddon, Deep Impact und Meteor sowie Romanen wie Luzifers Hammer eindringlich präsentiert wird, aber noch viel weiterer Forschung bedarf und dessen Wahrscheinlichkeit kontrovers diskutiert wird. „Einige halten es schlicht für undenkbar, dass in absehbarer Zeit ein Planetoid oder Komet auf die Erde stürzen könnte. Andere wiederum halten das Risiko, durch den Einschlag eines solchen Himmelskörpers ums Leben zu kommen, für größer als das, mit einem Flugzeug abzustürzen“, charakterisierte Tom Gehrels von der Universität von Arizona in Tucson 1996 die Bandbreite der Positionen.
Dokumente in einer alten osmanisch-türkischen Sprache berichten, dass am 22. August 1888 ein Mann im Ort Sulaymaniyah in der irakischen Region Kurdistan von einem Meteoriten getötet wurde. Ein anderer wurde gelähmt. Der Ortschaft näherte sich ein von Rauch begleitetes Licht. Fast zehn Minuten fielen Meteoriten zu Boden. Feuerbälle mit Druckwelle verletzten auf der Wiese grasende Enten. Einige Meteoriten wurden danach auf einem Hügel gefunden. Die Texte lagern bei der Generaldirektion der Staatsarchive der Präsidentschaft der Republik Türkei. Ein fünf Kilogramm schwerer Brocken des Asteroiden Vesta schlug am 5. Juli 1924 bei einer Beerdigung in Johnstown (Colorado) wenige Meter neben dem Friedhof etwa einen halben Meter in den Boden ein. Beim Anflug zerbrach das glühende Geschoss in mehrere Teile und verursachte laute Donnergeräusche. Am 30. November 1954 durchdrang ein Meteorit in Sylacauga in Alabama das Dach eines Hauses und verletzte eine auf dem Sofa liegende Frau an der Hüfte.
Aus statistischer Sicht trifft ein 20 Meter großer Brocken etwa alle 50 bis 60 Jahre die Erde. Laut einer Untersuchung eines Teams um Timothy Barrows von der University of Portsmouth von 2019 schlug seit der Entstehung des Wolfe-Creek-Kraters in Australien vor circa 120.000 Jahren mindestens alle 180 Jahre ein etwa 30 Meter großer Meteorit auf der Erde ein. Mit dem Impakt eines ungefähr 50 Meter großen Stein- oder Eisenasteroiden ist schätzungsweise alle 1.000 Jahre zu rechnen. Trifft er eine Großstadt wie Berlin, könnten Hunderttausende durch die heftige Schockwelle und enorme Hitze sterben. Ein 60-Meter-Impaktor kollidiert gemäß Forschenden um Clemens Rumpf von der Universität Southampton im Schnitt etwa alle 1.500 Jahre mit der Erde. Die Trefferwahrscheinlichkeit eines circa 100 Meter großen Objektes, das eine Region Deutschlands zerstören könnte, beträgt nach Alan Harris ungefähr ein Prozent in 100 Jahren. Vor 50.000 Jahren schlug ein ungefähr 100 Meter großer Asteroid in der Nähe der heutigen Stadt Yilan in der chinesischen Provinz Heilongjiang ein. Dabei entstand ein 1.850 Meter messenden und bis zu 150 Meter tiefen Krater.
Ein Gebiet mit der Größe Dänemarks würde Henrik Stub zufolge ein 100 bis 200 Meter großes Geschoss ruinieren. Schlägt ein 200-Meter-Asteroid im Meer in Küstennähe ein, könnte er bis zu 200 Meter hohe Tsunamis erzeugen. Über die exakte Höhe wird noch debattiert. Die heftige Druckwelle und die enorme Gluthitze könnten eine Großstadt zerstören. Der Impakt eines 300 Meter großen Objektes findet David Morrison vom Ames Research Center zufolge etwa alle 20.000 bis 30.000 Jahre statt. Ein 400 Meter großer Asteroid trifft laut Kalkulationen eines Teams um Clemens Rumpf durchschnittlich alle 100.000 Jahre die Erde. Besonders gefährlich bei Brocken ab dieser Größe sind die Tornados, die Gebäude zerstören und Lebewesen durch die Luft schleudern. Ein 450 Meter großer, poröser Asteroid würde gemäß Earth Impact Effects Progam die Sprengkraft von circa 166.000 Hiroshima-Bomben freisetzen. Bei doppelter Größe wäre die Sprengkraft fast verzehnfacht. Der Impakt eines 500 Meter großen Asteroiden würde ein Gebiet mit der Größe Europas größtenteils zerstören.
Mindestens ein Kilometer große Brocken verursachen globale Schäden, betonen Experten um den Planetologen Lance Benner vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa und Forscher vom National Space Science Centre im englischen Leicester. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein solches Geschoss in den nächsten 100 Jahren die Erde trifft, schwankt laut Alan Harris zwischen 1:4000 und 1:8600. Andere Fachpersonen vermuten, dass ein solches Ereignis im Abstand von 600.000 bis 700.000 Jahren stattfindet. Wieder andere wie etwa James Garvin vom Goddard Space Flight Center der Nasa schätzen, dass die Erde von einem Kometen oder Asteroiden mit einem Kilometer Durchmesser bis zu viermal innerhalb einer Million Jahre getroffen werden könnte.
Mehr als 1,5 Kilometer große Asteroiden schlagen Stefan Deiters vom deutschsprachigen Online-Dienst für Astronomie, Astrophysik und Raumfahrt zufolge schätzungsweise alle 100.000 bis 1.000.000 Jahre ein. Ein Zehn-Kilometer-Asteroid hat gemäß Joachim Schüring das Potenzial, die Lebenswelt größtenteils auszulöschen. Statistisch sei einmal in 500.000 bis 10.000.000 Jahren damit zu rechnen. Clemens Rumpf und Alexander Stirn halten das Inferno ungefähr alle 100 Millionen Jahre für möglich. Bei einem Einschlag im Ozean könnte ein bis zu drei Kilometer hoher Riesentsunami entstehen, der weiträumige Überflutungsschäden im Landesinneren anrichten würde.
Es ist anzumerken, dass die Einschlag-Wahrscheinlichkeiten auf Vorgaben basieren, die im Laufe der Zeit durch den Nachweis weiterer Impakte präzisiert und ergänzt werden. Zudem sind die Treffer in den Meeren, statistisch zwei von drei, und die Einschlagkrater in tieferen Bodenschichten erst vage bekannt. Von 200 identifizierten Einschlagkratern lagen lediglich zehn in einem Meer.

Auch weniger als 50 Meter große Geschosse wie etwa der circa 30 Meter große Asteroid 2013 TX68 oder der Brocken 2008 HJ mit einem Durchmesser von 24 Metern bergen ein Gefahrenpotenzial. Er flog 2008 mit 3-facher Monddistanz vorbei. Bei der Explosion hätte er die Sprengkraft von Millionen Tonnen TNT durch Druck und Hitze freigesetzt. Der Kernwaffen-Experte Mark Boslough von den Sandia National Laboratories in Albuquerque äußerte 2007 zu solchen Passagen: „In besiedeltem Gebiet kann das eine Million Menschen das Leben kosten.“
Am 15. September 2007 erzeugte ein nur zwei Meter großer Meteorit nahe der Ortschaft Carancas in Peru einen zwei Meter tiefen und circa 14 Meter breiten Krater. Völlig überraschend für die Fachpersonen durchdrang er die Atmosphäre und verursachte gesundheitliche Schäden. Hunderte Personen hatten Atembeschwerden, Brechreiz, Schwindel und Kopfschmerzen. Ein Stier auf der Weide wurde getötet. Vermutlich entwichen Dämpfe mit Arsen und Schwefel aus dem moorigen Hochgebirgsboden. Ein Team aus Südamerika, Kanada, Frankreich und den USA gestand 2008, dadurch sei die gängige Meteoritenlehre relativiert worden: „Ganz anders als man eigentlich erwarten sollte, hat sich ein wenige Tonnen schwerer Steinmeteorit beim Durchgang durch die Atmosphäre nicht zerlegt, sondern hat stattdessen den Boden mit einer Geschwindigkeit erreicht, die hoch genug war, um einen Impaktkrater zu erzeugen.“
Nahe der russischen Millionenstadt Tscheljabinsk im Ural explodierte in der Atmosphäre ein ungefähr 19 Meter großer Brocken am 15. Februar 2013. Tausende sahen morgens einen grellen Blitz und hörten kurz danach einen lauten Donner. Bis 200 Kilometer entfernt war die fast halbminütige Rauchspur des flachwinkelig über den Himmel rasenden Geschosses zu sehen. Glühende Partikel regneten herab. Etwa 1.500 Menschen wurden vor allem von Splittern zerstörter Fensterscheiben verletzt. Die Druckwelle beschädigte fast 7.000 Gebäude. Bei der durch Reibung und Kompression in der Luft entstandenen Explosion wurde die Sprengkraft von 30 bis 40 Hiroshima-Bomben freigesetzt. Vorher entdeckt wurde das aus Richtung der Sonne sich nähernde Objekt nicht. Alle Fachpersonen waren von der Explosion überrascht. Wäre ein 10 Meter größerer Asteroid wie etwa 2013 TX68 explodiert, hätte die Zerstörungskraft sich doppelt so stark ausgewirkt.
Am 18. Dezember 2018 explodierte ein ungefähr zehn Meter großer und 1.400 Tonnen wiegender Brocken kurz vor Mitternacht über der Beringsee. Er setzte bei der Explosion in 25,6 Kilometer Höhe die Sprengkraft von circa zehn Hiroshima-Bomben frei. Das sechs Meter große Objekt 2004 FU162 streifte am 31. März 2004 etwa 6.500 Kilometer entfernt. Bis auf 14.000 Kilometer näherte sich das sieben Meter große Geschoss 2009 VA am 6. November 2009. In 38.000 Kilometer Höhe raste der zehn Meter große Asteroid 2016 RB1 am 7. September 2016 vorbei. Der drei Meter große Brocken 2017 EA passierte am 2. März 2017 mit einem Abstand von 14.500 Kilometern.
Der 57 bis 130 Meter große Asteroid 2019 OK raste am 25. Juli 2019 mit 71.806 Kilometer Abstand und einer Geschwindigkeit von 88.200 Stundenkilometern vorbei. Bei einem Einschlag auf dem Festland hätte er die Zerstörungskraft von mindestens 30 Hiroshima-Bomben freigesetzt. Von der Schockwelle wäre ein über 80 Kilometer sich erstreckendes Gebiet verwüstet worden. Laut Nasa wurde der Eindringling 24 Stunden vor dem Vorbeiflug entdeckt. Danach bemerkte ein Experte, das Objekt sei durch eine ganze Reihe der Nasa-Fangnetze gerutscht. Der Esa zufolge bekunden solche Passagen, wie eng es für Erdlinge und gefährlich für Satelliten werden kann. Das globale Netz überwachender Atomtest-Sensoren der Stiftung B612 registriert von 2000 bis 2014 über zwei Dutzend explodierte Brocken, die eine Sprengkraft von bis zu 600.000 Tonnen TNT freisetzten. Bei nur einem Objekt wurde der Anflug vorher bemerkt.
Die korrekte Vorhersage der hohen Wahrscheinlichkeit eines Treffers gelang am 2. Juni 2018 zum zweiten Mal und des Eintritts eines Brockens in die Atmosphäre zum dritten Mal. Einige Stunden vor der Explosion über Botswana war der Kollisionskurs des zwei Meter großen Objektes 2018 LA bekannt, so dass Sensoren zur Überwachung verbotener Kernwaffentests die Feuerkugel verfolgen konnten.

Die kosmische Bedrohung der Erde stößt zeitweise auf das Interesse der Medien. So wies am 19. September 2007 Michael Odenwald bei FOCUS Online darauf hin, der Asteroid VD17 führe die aktuelle Gefährderliste an. Er verdeutlichte es: „Nach Berechnungen von Experten der US-Raumfahrtbehörde Nasa könnte er mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:1600 im Jahr 2102 auf unseren Heimatplaneten stürzen. Mit einem geschätzten Durchmesser von 580 Metern könnte er einen zehn Kilometer großen Krater schlagen – genug, um eine Großstadt auszulöschen. Allerdings will die Nasa im Verein mit anderen Organisationen die Erde und ihre Bewohner vor solchen Katastrophen schützen: Bis 2008, dies trug ihr der US-Kongress auf, soll sie 90 Prozent der erdnahen Asteroiden von über einem Kilometer Größe identifiziert haben. Auch an Maßnahmen, diese Geschosse rechtzeitig abzufangen, wird in vielen Forschungsinstituten weltweit emsig gebastelt.“
SPIEGEL Online teilte am 14. Dezember 2006 anlässlich eines Preisausschreibens mit: „Die Beinahe-Katastrophe wird an einem Freitag dem Dreizehnten geschehen: Am 13. April 2029 um 4.36 Uhr deutscher Zeit, so bisherige Berechnungen, rauscht der Asteroid ‚99942 Apophis’ atemberaubend knapp an der Erde vorbei. Das 25 Millionen Tonnen schwere und rund 300 Meter große Geschoss wird die Erde um etwa 30.000 Kilometer verfehlen. Für einen kurzen Moment wird es dem Planeten näher sein als die Fernsehsatelliten im geostationären Orbit. Träfe der Brocken die Erde, würde er dank seiner Geschwindigkeit von etwa 45.000 Kilometern pro Stunde die Sprengkraft von 65.000 Hiroshima-Atombomben entwickeln. Doch ‚Apophis’ wird seinem Namen – dem des ägyptischen Gottes der Finsternis und Zerstörung – nach bisherigen Berechnungen nicht gerecht werden, zumindest nicht im Jahr 2029. Allerdings besteht eine Chance, dass ‚Apophis’ bei seinem Vorbeiflug durch ein kleines, nur 600 Meter breites ‚Schlüsselloch’ fliegt, wie Wissenschaftler der Nasa glauben. In diesem Fall würde die Anziehungskraft der Erde die Bahn des Asteroiden so verändern, dass er auf den Tag genau sieben Jahre später – am 13. April 2036 – mit der Erde kollidiert.“
Auf das gleiche Ereignis bezog sich Richard Weitz am 08. Februar 2010 bei WELT Online. Er bemerkte zum zukünftigen Flugverhalten von Apophis: „Es ist ein Ereignis, das über die Existenz der Menschheit entscheiden könnte: Der Asteroid Apophis wird ab 2029 die Bahn der Erde mehrmals kreuzen. Er ist zwölfmal größer als das Objekt, das im Juni 1908 weite Teile Sibiriens in ein Inferno verwandelt hat. Forschern zufolge wird es Zeit, der Gefahr ins Auge zu sehen.“
Bei der Auswertung weiterer Messdaten ergab sich zunächst, dass der 270 Meter messende und über 20 Millionen Tonnen schwere Asteroid 99942 Apophis bis 2105 keine Gefahr für die Erdbewohner darstellt. Laut einer Berechnung von 2018 wird Apophis am 13. April 2029 in etwa 37.400 Kilometer Entfernung vorbeirasen.
Der Astronom Paul Wiegert von der University of Western Ontario London in Kanada wies im September 2024 jedoch darauf hin, dass Apophis einem seine Flugbahn jährlich um 170 Meter verschiebenden solaren Strahlungsdruck ausgesetzt ist und der Treffer eines kleinen Objektes die Bahn durch Impulstransfer modifizieren könnte. Für den Einschlag im April 2029 genüge ein 3,40 Meter großer und für 2036 ein 60 Zentimeter kleiner Brocken. Zudem müsste der Treffer zum passenden Zeitpunkt und aus einer bestimmten Richtung erfolgen. Die Wahrscheinlichkeit dafür sei zwar extrem gering, aber nicht null. Ab Februar 2027 sei eine auf Beobachtungsdaten basierende Neuberechnung der Flugbahn wieder möglich.
Den aktuellen Kenntnisstand über potenzielle Impaktoren dokumentiert die Nasa im Internet. Im Sommer 2010 wurde auf die zukünftigen Vorbeiflüge des 130-Meter-Asteroiden 2007 VK184 und des 560 Meter großen Asteroiden 1999 RQ36 hingewiesen. 2007 VK184 besaß auf der Torino-Skala mit Gefahrenwerten von 0 (minimal) bis 10 (maximal) zwischen 2048 und 2057 die Stufe 1. Ein Team um Andrea Milani errechnete 2010 beim Asteroiden 1999 RQ36, dass von ihm in den nächsten Jahren keine Gefahr ausgeht, von 2060 bis 2080 die potenzielle Impaktgefahr sich vervierfacht und fürs Jahr 2182 die Wahrscheinlichkeit einer Kollision von 1:1000 besteht. Im Frühjahr 2012 wurde dem 130 bis 290 Meter messenden Objekt 2011 AG5 die Einschlagswahrscheinlichkeit von 1:625 zugeordnet, dass es am 5. Februar 2040 einschlagen könnte. 2013 wurde hinzugefügt, dass es sich auch im Jahr 2045 auf Kollisionskurs befinden könnte.
Die Esa stufte 2015 den Asteroiden 2009 FD als den gefährlichsten mit einem Trefferrisiko von 1:369 für das Jahr 2185 ein. Der Planetenwissenschaftler Dante Lauretta von der Arizona University erinnerte 2016 daran, dass der 490 Meter große und 79 Milliarden Kilogramm schwere Asteroid (101955) Bennu im Jahr 2135 der Erde näher als der Mond kommen wird. Dabei könnte die Flugbahn durch die Anziehungskraft der Erde so verändert werden, dass er bei einem späteren Vorbeiflug mit ihr kollidiert. Würde er am 25. September 2135 die Erde treffen, wofür die Wahrscheinlichkeit im März 2018 bei 1:2700 lag, würde der Aufprall die Energie von 80.000 Hiroshima-Atombomben freisetzten. Laut Kenntnisstand von 2018 kann der 160 Meter große Asteroid 410777 (2009 FD) im Jahr 2185 mit der Wahrscheinlichkeit von 1:714 mit der Erde kollidieren. Der 800 Meter messende Asteroid (137108) 1999 AN10 werde in einer Distanz von knapp 300.000 Kilometern am 7. August 2027 vorbeirasen.

Niemand kennt die zukünftigen Einschläge auf der Erde. Eine vollständige Auflistung der potenziellen Impaktoren existiert noch nicht. Die Nasa teilte im Oktober 2016 mit, etwa 30 Near Earth Objects (NEOs) würden jede Woche entdeckt. Es sei in Relation zum August 2013 eine Zunahme von 50 Prozent. Bei NEOs handelt es sich um Brocken, die näher als der 1,3-fache Erdbahnradius kommen können. Zu Beginn des Jahres 2017 hatte die Nasa 874 NEOs mit mindestens einem Kilometer Durchmesser aufgespürt. Im März 2018 waren beim Center for Near Earth Object Studies der Nasa über 2.500 erdnahe Objekte mit einem Durchmesser von mindestens 500 Metern registriert. Drei Monate später lagen Daten von mehr als 18.200 NEOs aller Größen vor. Davon waren 8.174 mindestens 140 Meter und 893 mindestens ein Kilometer groß. Zu den Objekten mit Impaktpotenzial zählten laut Nasa vom Mai 2019 circa 20.000 Asteroiden und über 100 Kometen. Davon maßen knapp 9.000 Asteroiden über 140 Meter.
Schätzungsweise 95 Prozent der Brocken mit einer Größe von über einem Kilometer könnten 2021 entdeckt gewesen sein. Von den ungefähr 40.000 Asteroiden mit einem Durchmesser von mindestens 100 Metern waren noch keine 30 Prozent identifiziert. Mitte 2023 waren nach Angabe der Esa insgesamt etwa 1,3 Millionen Asteroiden bekannt. In der ersten Jahreshälfte von 2024 kamen über 1.100 neue erdnahe Asteroiden hinzu.
Würde ein 150-Meter-Asteroid auf der Erde einschlagen, könnte ein zwei Kilometer großer Kraterentstehen, dessen unmittelbare Nähe von ausgeworfenem Gestein überdeckt wäre. Bis zu 35 Kilometer entfernt wären der Überdruck und die Windgeschwindigkeit so hoch, dass Bäume umknickenund Gebäude zerstört würden. In einer Entfernung von 170 Kilometern wäre die Druckwelle noch so stark, dass Fenster zersplittern könnten.
Beim Einschlag eines zehn Kilometer durchmessenden Brockens mit einer Geschwindigkeit von 70.000 Stundenkilometern wie vor 66 Millionen Jahren wären die Folgen ähnlich fatal wie damals. Beim Durchdringen der Atmosphäre würde der Eindringling teilweise heller als die Sonne verglühen, so dass mit Erblindungen zu rechnen sei. Innerhalb von zwei Sekunden entstünde beim Aufprall auf dem Boden mit der Sprengkraft von einer Milliarde Hiroshima-Atombomben ein 20 Kilometer tiefer und über 200 Kilometer messender Multi-Ring-Krater. Glutheißes Gestein würde in die Atmosphäre geschleudert und stürzte zu Boden und in die Meere. Eine Schuttschicht würde die meisten Länder bedecken. Die schneller als ein Tornado rasende Druckwellen-Wand und die 1.000 Grad Celsius heiße Hitzewelle würden alle Bäume im Umkreis von 1.000 Kilometern knicken und verbrennen. Auf dem Festland stieg über der Einschlagstelle eine riesige pilzförmige Wolke aus Staub, verdampftem und geschmolzenem Gestein in die Höhe und würde unzählige Lebewesen bei lebendigem Leib verbrennen. Beim Impakt im Meer entstünden gigantische Flutwellen. Verheerende Beben mit der Stärke von bis zu 13 auf der Richter-Skala erschütterten die Erde. Gebäude stürzten ein und würden die Menschen begraben. Ruß, Staub und Aerosole blockierten über Jahre das Sonnenlicht, so dass ein kalter und dunkler Impakt-Winter wie in Vollmondnächten auf der Erde herrschte. Die Jahresmitteltemperatur fiel um über 20 Grad Celsius. Drei von vier Arten auf dem Festland könnten aussterben; besonders die relativ großen wären betroffen. Auf der Erde gäbe es eine lebensfeindliche Verwüstung mit kollabierten Ökosystemen.

Einer 2017 publizierten Untersuchung der Isotopen-Datierungsgruppe um Mario Trieloff vom Mineralogischen Institut der Universität Heidelberg zufolge könnten zwei Felsbrocken mit einem Durchmesser von einigen hundert Kilometern vor 470 Millionen Jahren zwischen Mars und Jupiter kollidiert sein, wodurch ein Schwarm von Bruchstücken ins innere Sonnensystem gelangte. Die Brocken erzeugten bis zu 30 Kilometer durchmessende Krater. Kleine Überreste finden sich in Sedimenten des mittleren Ordoviziums.
Durch die Untersuchung von Sedimenten mit extraterrestrischem Material aus Kinnekulle in Südschweden und dem Fluss Lynna bei St. Petersburg bestätige ein Team um Birger Schmitz von der schwedischen Universitär Lund 2019 die Vermutung. Demnach kollidierte ein etwa 150 Kilometer großer Asteroid vor 470 Millionen Jahren mit einem anderen Brocken im Asteroidengürtel. Der beim Zusammenstoß entstandene Staub verteilte sich im Sonnensystem und gelangte teilweise in die irdische Atmosphäre. Die dadurch abgeschwächte Einstrahlung der Sonne bewirkte einen signifikanten Temperatursturz. Während der Kälteperiode, die vom Impakt ausgelöst oder verstärkt wurde, sank der Meeresspiegel. Die Bewohner der Meere und des Festlandes waren gezwungen, sich anzupassen oder Biotope in erträglicheren Klimazonen aufzusuchen.
Von manchen Einschlagereignissen sind zwei oder mehr Krater bekannt. Sich nähernde Impaktoren können in der Atmosphäre explodieren und/oder in Bruchstücke zerfallen und Doppel- und Mehrfachkrater bilden. Möglich ist auch eine längere Phase häufiger Einschläge während eines relativ kurzen Zeitraums. Ein Doppelkrater sind die zirka 290 Millionen Jahre alten Clearwater Lakes in Kanada mit einem Durchmesser von 32 und 22 Kilometern. Auf das Massensterben vor 66 Millionen Jahren könnte außer dem Chicxulub-Krater in Mexiko auch der marine Nadir-Krater vor der afrikanischen Küste von Guinea mit einem fast kreisförmigen Rand von 9,2 Kilometer und einem äußeren Rand von 23 Kilometer Durchmesser verweisen. Gemäß Studien von 2022 und 2024 eines Teams um Uisdean Nicholson von der Heriot-Watt University in Edinburgh könnte der Krater an der Kreide-Tertiär-Grenze in etwa 800 Meter Tiefe von einem ungefähr 400 Meter großen Asteroiden gebildet worden sein, der mit einem geringen Winkel von Osten her kommend einschlug und dabei hohe Tsunamiwellen erzeugte und möglicherweise beträchtliche Mengen von Treibhausgasen freisetzte. Eventuell ereignete sich vor 66 Millionen Jahren sogar ein Einschlagcluster von Asteroiden, zu dem auch Krater wie Silverpit in der Nordsee, Boltysh in der Ukraine, Eagle Butte in Kanada und Vista Alegre in Brasilien gehören.
Dass ein heftiger Impakt sich auf Vulkaneruptionen auswirken kann, legte ein Team um den Erd- und Planetenwissenschaftler Simon Drake von der University of London in einer 2017 veröffentlichten Studie exemplarisch dar. Vor 61,6 bis 60 Millionen Jahren begann auf der schottischen Insel Skye eine Bodenbedeckung mit Lava. Hinweise auf einen Impakt als Auslöser sind geschockte Minerale wie die Zirkon-Hochdruckvariante Reidit und Osbornit mit Niob- und Vanadiumanteilen. Osbornit wurde auch im Schweif des Kometen Wild 2 entdeckt. Bei der Bildung von Reidit werden Extremdrücke von einigen Millionen Pascal benötigt, die bei heftigen Impakten entstehen. Durch den Nachweis von Alabandit, Baddeleyit und Barringerit sowie Kugelschichten auf Skye wird die Impakthypothese weiter abgesichert.
Vor 5,8 Millionen Jahren entstand bei der Kollision eines mindestens 25 Kilometer großen Asteroiden mit einem etwa drei Kilometer großen Brocken eine neue Asteroiden-Familie mit 39 oder mehr Mitgliedern, berichtete 2002 ein Team um David Nesvorny vom Southwest Research Institute in Boulder.
In den zurückliegenden Jahrhunderten kamen wiederholt auch Kometen der Erde und anderen Planeten des Sonnensystems ziemlich nahe. Im Jahr 1770 rauschte der Komet D/1770 L1 mit sechsfachem Mondabstand an der Erde vorbei. Für Betrachter war er fünf Mal größer als der Vollmond. Tausende Sternschnuppen regneten pro Stunde nieder. Im Juli 1994 schlugen über 20 Fragmente des Kometen Shoemaker-Levi-9 auf Jupiter ein, nachdem der Komet zuvor bei einem nahen Vorbeiflug auseinandergebrochen war. Bei der Explosion des vier Kilometer großen Fragments G entstand eine über mehr als 26.000 Kilometer sich ausdehnende Wolke. Mit einem Drittel der Erde-Mond-Distanz streifte der Komet C/2013 A1 am 19. Oktober 2014 den Mars.
Die Astronomen Bill Napier und Janaki Wickramasinghe von der Universität Cardiff sowie David Asher vom nordirischen Armagh-Observatorium warnen vor ungefähr 3.000 Dunklen Kometen in den Außenbereichen des Sonnensystems, die mit doppelter Geschwindigkeit von Asteroiden umherschwirren. Bei einer Kollision könnte ein Exemplar in Erdrichtung rasen und einschlagen, falls es von einem anderen Planeten oder Mond nicht eingefangen oder aus der Bahn gelenkt wird. Dunkle Kometen haben die das Sonnenlicht reflektierenden oberen Eisschichten verloren und lassen sich mit Teleskopen kaum nachweisen und überwachen.
Aus statistischer Sicht könnte jeder dritte größere Einschlag auf der Erde von einem Kometen erfolgt sein. Der heute als der zweitgrößte eingestufte Impaktkrater ist das Sudbury-Becken in Kanada, das vor etwa 1,8 Milliarden Jahren beim Aufprall eines zirka 15 Kilometer großen Kometen entstanden ist. Kollidierende Eiskometen bilden keine zentrale Erhebung im Krater. Beim Abbremsen durch die Luftreibung werden sie so stark überhitzt, dass sie über der Erde explodieren. Nur Bruchstücke schlagen ein.
Experten wie Morgan Schaller vom Rensselaer Polytechnic Institute in Troy (NY), Dennis Kent vom Paläomagnetik-Labor der Rutgers University in Piscataway (NJ), der Geochemiker Charles Langmuir von der Harvard University und der Planetengeologe Christian Köberl von der Universität Wien wiesen 2016 in einer Studie darauf hin, dass ein Komet die globale Erwärmung vor knapp 56 Millionen Jahren verursacht haben könnte. Beim seinerzeitigen Temperaturanstieg erwärmte das globale Klima sich von etwa 18 auf mindestens 24 Grad Celsius innerhalb von schätzungsweise 4.000 Jahren. Beim so genannten Paläozän/Eozän-Temperaturmaximum kam es zu einem starken Vegetationsverlust bei einer ausgeprägten Festlanddürre und steigendem Meeresspiegel. Zu den Indizien für eine Kometenkollision gehören magnetisierte Tonpartikel in Ablagerungen zu Beginn der Erwärmungsphase, bei Waldbränden entstandenes verkohltes Holz in lehmigen Schichten und Glaskügelchen, die bei der Abkühlung geschmolzener Silikate in der Luft entstanden sind und auf den Boden fielen. Ihre Häufigkeit steigt unmittelbar unterhalb der Grenzschicht zum Eozän sprunghaft an. Der Komet könnte Kohlendioxid und Methan aus dem Weltall mitgebracht haben oder irdisches Methan im Meeresboden bzw. bei einer Vulkaneruption freigesetzt haben. Der zeitlich zum Ereignis passende Impaktkrater wird noch gesucht und das exakte Alter der Glaskügelchen ist noch ermitteln.
Vor 28 Millionen Jahren explodierte ein Komet im Südwesten Ägyptens über der Wüste. Die Hitze und Druckwelle waren so gewaltig, dass unzählige gelbliche Silikatglaspartikel aus geschmolzenem Wüstensand und Kometenbestandteilen sowie schwarze Gesteinsbröckchen mit Minidiamanten und anderem kohlenstoffhaltigem Material entstanden. Ein Team um Jan Kramers von der University of Johannesburg stellte 2013 beim Vergleich mit dem Staub des Kometen Wild 2 fest, dass die Wüsten-Proben mehr dem Staub des Kometen als den heute bekannten Asteroiden und irdischen Gesteinen ähneln. Die chemischen Untersuchungen von Edelgasen und Kohlenstoffisotopen verweisen auf einen Kometen, bei dessen Explosion der Wüstenboden vermutlich bis zu 2.000 Grad Celsius aufgeheizt wurde. Mehrere chemische und mineralogische Eigenschaften des circa 6.000 Quadratkilometer großen Streufelds zeigen die typischen Merkmale einer Kometenkollision.
Historische Dokumente und die Untersuchung von Baumringen weisen auf extreme Kälte in den Sommern von 536 bis 545 hin. Sogar von Frost wird berichtet. Hunger durch Missernten war vorprogrammiert. Ab 542 breitete die Justinianische Pest sich von Südeuropa kommend aus und dezimierte die bereits geschwächte Bevölkerung in Europa. Gemäß einer Studie von 2004 der Astronomen Emma Rigby, Melissa Symonds und Derek Ward-Thompson von der Cardiff University könnte die Explosion eines 500 Meter großen Kometen die globale Kälte ausgelöst haben. Die Asche und der Ruß des in der Hochatmosphäre explodierten Kometen könnten sich verteilt und über Jahre das Sonnenlicht blockiert haben. Mehrjährige Missernten waren die Folge. Bei einem solchen Ereignis heute wären Abermillionen unterernährt oder dem Hungertod ausgeliefert.
Erschwerend bei der Entwicklung, Erprobung und Umsetzung technischer Maßnahmen gegen kosmische Eindringlinge ist, dass es einen idealtypischen Impaktor nicht gibt. Dazu bemerkte Lance Benner 2006: „Die Radarbeobachtungen zeigen, dass jeder Asteroid anders ist. Manche drehen sich schnell, andere ganz langsam. Manche sind fast kugelförmig, andere ganz lang gestreckt, manche haben einen Mond, andere nicht. Obwohl wir bisher schon fast 200 Asteroiden beobachtet haben, entdecken wir immer noch etwas Neues.“ Eine erfolgreiche Abwehr verlangt hinreichendes Wissen über Größe, Form, Beschaffenheit, Drehbewegung, Umlaufbahn, Entfernung und Geschwindigkeit des Geschosses. Die exakte Beschreibung einer bevorstehenden Impaktkatastrophe ist nur möglich, wenn außerdem die mineralogische Beschaffenheit der Aufprallstelle und der Annäherungswinkel des Impaktors bekannt sind.
Seit 2008 appellieren Wissenschaftler der Association of Space Explorers, möglichst bald ein Forschungs-, Informations- und Abwehrnetz unter UN-Führung einzurichten. Laut Michael Khan von der Esa dürfte eine Vorwarnzeit von 10 bis 20 Jahren meistens genügen, um eine erfolgreiche Abwehrmission zu realisieren. In der Regel kann ein Objekt in großer Entfernung eher vom Kurs abgelenkt werden als in Erdnähe. Bei rechtzeitiger Entdeckung kann oft eine relativ geringe Maßnahme die Kollision verhindern.
2015 starteten Wissenschaftler, Astronauten, Künstler und Interessierte die globale Kampagne Asteroid-Day, um die Menschheit auf die kosmische Gefahr aufmerksam zu machen. Auf der Website wurde mitgeteilt: „Es gibt eine Million Asteroiden in unserem Sonnensystem, die das Potenzial haben, auf der Erde einzuschlagen und eine Stadt zu zerstören. Bisher wurden weniger als 10.000 entdeckt, was etwa einem Prozent entspricht. Die Technologie bietet die Möglichkeit, diese Situation zu ändern.“ Per Deklaration wurde gefordert, in den kommenden zehn Jahren 100.000 Asteroiden jährlich zu entdecken und ihre Bahnen zu verfolgen. Zu den Erstunterzeichnern der Erklärung zählten bekannte Persönlichkeiten wie Richard Dawkins, Alan Eustace, Chris Hadfield, Tom Jones, Harry Kroto, Jim Lovell, Ed Lu, Brian May, Bill Nye, Martin Rees, Rusty Schweickart, Carolyn Shoemaker und Kip Thorne. Die Zukunft der Erde ohne Impaktinferno sollte allen am Herzen liegen – nicht erst den Überlebenden.

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